Jugend

Jugendjahre, Schule und Ausbildung

 

Am 31.08.1909 erhielt Otto ein Schwesterchen mit dem Namen Lore. Knappe zwei Jahre später bekam er am 08.04.1911 eine weitere Schwester, die die junge Familie Magda nannte. Als Otto schon fünf Jahre alt war, durfte er am 02.12.1912 eine weitere Schwester, Luzie mit Rufnamen, im Kreise der Familie begrüßen. Otto war nun ein Knabe mit drei jüngeren Schwestern. Doch das war zu damaliger Zeit nichts besonderes, und so störte es Otto auch nicht. Er hatte zu allen seinen Schwestern ein gutes Verhältnis, ein besonders herzliches aber zu seiner jüngsten Schwester Luzie.

 

Otto Sobina wollte oder konnte später nicht viel über seine Jugend in Krawarn erzählen. Er erinnerte sich nur daran,

...daß es in Krawarn praktisch nur Landwirtschaft gab, der größte Bauer hatte ungefähr 40 Morgen Land,

...daß das Schloß vier Türme und ungefähr 110 Zimmer hatte und

...daß vor dem Haupteingang zwei Jäger mit Hunden aus Gips- oder Marmor standen, vor denen er als kleines Kind oft Angst hatte,

...daß die Eltern und Großeltern im Familienkreis einen Dialekt sprachen, der mit vielen polnischen Wörtern versetzt war, besonders der Opa mütterlicherseits sprach das sogenannte 'Wasserpolnisch',

...daß in Krawarn nur die Hauptstraße mit 'Katzenkopfsteinen' gepflastert war, die anderen Straßen waren geschottert,

...daß es noch keine Straßenbeleuchtung gab; bei Einbruch der Dunkelheit war es eben 'zappeduster', erst um 1929 wurden im Dorf Stromleitungen verlegt,

...daß die ersten 'Automobile' kurz vor dem Krieg im Dorf zu sehen waren,

...daß er seinen Schwestern gerne Gruselgeschichten und sogenannte "Bobkies", eine Art Geschichten an der Grenze zwischen Wahrheit, Erfindung und Lüge, erzählte, bis diese vor Angst unter den Küchentisch rutschten,

...daß der Großvater Franz (Czekalla) im Krieg noch das Mehl mit eigenen Mühlsteinen gemahlen hat.

 

Während des (ersten) Weltkrieges bekam Otto einmal neue Holzpantoffeln geschenkt. Mit diesen ließ sich gut auf dem gefrorenen kleinen Spritzenteich herumrutschen. Ottos Pech war, daß das Eis an einigen Stellen noch nicht trug, und er einbrach. Dabei verlor er einen seiner neuen Holzschuhe. Zu Hause bekam er dann von seiner Mutter ordentlich das Hinterteil versohlt.

 

Gerne ist der junge Otto auch zum Einkaufen nach 'Schramowskis' gegangen. Das war eine richtige Ortswirtschaft in Nähe der Straßenkreuzung Oberdorf/Paulsgrund, verbunden mit einer Bäckerei und einem Kolonialwarenladen. Da war immer viel Betrieb, und es roch so gut nach frischem Gebäck und nach den Düften der großen weiten Welt (7,8,9).

 

Einmal fuhr Otto mit Schwester Luzies neuem Rad vom Berg runter auf die 'kleine Seite' zu, hat aber zu spät gelenkt, fuhr so geradeaus, blieb zwischen den  Stacheten eines Zaunes hängen und landete im Jauchegraben (10).

 

Nach Ostern 1914 (offiziell am 01.04.1914) kam Otto Sobina dann in die kleine, vierklassige katholische Volksschule. In diesen vier Klassen wurden immer zwei Jahrgänge  gemeinsam unterrichtet. Im Sommer begann der Unterricht um 7 Uhr, im Winter um 8 Uhr. Unterricht war nur vormittags, aber ein- bis zweimal in der Woche ging es gemeinsam hinaus auf die Felder zum 'Distelstechen' oder zu anderen Arbeiten.

 

Vier Monate später begann der 1. Weltkrieg.

 

Vater Robert meldete sich freiwillig, um "Mit Gott für Kaiser und Vaterland" zu streiten. Es darf nicht vergessen werden, daß jeder zu Beginn des Krieges an einen schnellen Sieg glaubte; spätestens Weihnachten wollte man wieder zu Hause sein. Daß dieser Waffengang mehrere Jahre dauern sollte, ahnte Robert Sobina damals bei der Einschreibung natürlich noch nicht.

 

Für die junge Familie begann eine entbehrungsreiche Zeit. Dem Vater Robert wurde ein Foto der jungen Familie mit an die Front gegeben (11). In diese Zeit fiel auch die "Erste Heilige Kommunion" des Knaben Otto. Von Priester Kandler war der Junge aber nicht begeistert, er war ihm zu streng und zu engstirnig. Während sein Vater 'an der Front' war, ging Otto weiterhin regelmäßig zur Schule. In der wenigen Freizeit verdiente sich Otto hin und wieder mit kleinen Arbeiten im Schloßgarten ein bescheidenes Zubrot.

 

Nach russischer Gefangenschaft kam Vater Robert Sobina erst Ende 1918 wieder nach Hause zurück. Er war aus der Gefangenschaft abgehauen und hatte sich von Sibirien aus zu Fuß auf den Heimweg gemacht. Öfters hat er später in Erzählungen seinen Sohn Otto davor gewarnt, jemals eine solche Flucht aus Sibirien zu wagen. Wegen seines ruhigen und freundlichen Wesens und seiner patriotischen Gesinnung, er war aktives Mitglied im Kriegerverein, wurde Robert Sobina von Graf Henkel von Donnersmark vom Heizer zum obersten Hausdiener befördert. Seine Aufgabe war nun: Mit der Schloßgärtnerei die Lieferung von Gemüse, Obst und Blumen abzusprechen; die Personalküche zu beaufsichtigen, entsprechend der Wünsche des Grafen den Koch mit der Zubereitung der Mahlzeiten zu beauftragen, die fertigen Platten dann aufzutragen, den Tisch mit Blumenvasen zu schmücken, das Tafelsilber zu versorgen und zu verwalten, aber auch die wertvollen Teppiche klopfen zu lassen.  Wenn mit der Beförderung auch keine erhebliche finanzielle Verbesserung verbunden war, so konnte die Familie nun doch eine größere Dienstwohnung beziehen. Das Bediensteten-Haus war zweistöckig. Auf jeder Etage gab es Wohnungen für zwei Familien. Jede Wohnung hatte eine große Küche, ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer. Die Kinder schliefen im Wohnzimmer, und im Winter wurde manchmal noch ein Bett in der warmen Küche aufgestellt.

 

Nach dem Schulpflichtgesetz des 'Deutschen Reiches' hätte Otto Sobina eigentlich bis Ostern 1922 die Schule besuchen müssen, wegen des Arbeitskräfte- und Lehrermangels nach Ende des Krieges wurde er aber schon nach siebenjährigem Schulbesuch am 22. März 1921 'mit den besten Wünschen für sein weiteres Fortkommen' aus der Schule entlassen, und Hauptlehrer Klehr bescheinigte ihm insgesamt gute Leistungen in allen Fächern, nur die 'Obstbaumzucht' war scheinbar nicht sein Lieblingsfach (12). Hauptlehrer Klehr war gleichzeitig auch Standesbeamter der kleinen Gemeinde. Vielleicht war es dieser Hauptlehrer und Standesbeamte, der aus der Schreibweise 'Zobina' beabsichtigt oder durch Nachlässigkeit 'Sobina' gemacht hat. (Dieser Herr Klehr hat später 1936 auch Schwester Luzie standesamtlich getraut).

 

Otto Sobina arbeitete nach der Schulentlassung bis Ende November in der Schloßgärtnerei.

Anfang Dezember 1921 begann er dann in Oberhof (das war der südliche Ortsteil von Krawarn) bei Meister Karl Jurek, einem Verwandten (die Frau des Meisters war eine Cousine seiner Mutter), eine Lehre als Schmied (13).

 

Es kam die Zeit der "Inflation", in der das verdiente Geld immer schneller an Wert verlor. Im Januar 1923 entsprachen 18000 RM noch einem Dollar, im November 1923 hatte dann ein Dollar den Wert von 4,2 Billionen Papiermark. Viele Deutsche verloren in dieser Zeit all ihr Gespartes, ihr Hab und Gut. Familie Sobina traf es nicht so hart, denn die Entlohnung  durch die 'Domänenkammer' des Grafen erfolgte zu einem Großteil in 'Naturalien' (14).

 

Erschüttert hat den 16-jährigen Otto dann der Tod seiner Mutter am 19. Dezember 1923 (15). Sie war bei der Geburt eines weiteren Knaben gestorben. Deshalb legte man ihr im Sarg auch das Neugeborene zu Füßen. Im Hof war die Aussegnung, und der Kirchenchor hat gesungen. Danach wurde der Sarg in die Kirche getragen, und dort die Totenmesse gelesen. Von der Kirche aus wurde dann der Sarg zum Friedhof getragen. All dies konnte aber den jungen Otto nicht über den Verlust seiner Mutter hinwegtrösten.

 

Da befand sich nun Vater Robert in einer schwierigen Lage. Auf einmal war er mit 41 Jahren Witwer und sollte sich um vier minderjährige Kinder kümmern, von denen seine jüngste Tochter Luzie gerade 11 Jahre alt geworden war. In dieser Lage entschied sich Robert Sobina, noch einmal zu heiraten. Er heiratete am 14.09.1924 Luzie Otlik standesamtlich in Groß-Peterwitz, und an Otto's 17. Geburtstag war die kirchliche Trauung in Krawarn.

 

Beeinflußt von der 'vaterländischen' Grundstimmung in der Familie und im Dorf trat Otto Sobina am 01. Januar 1924 als Jungschütze in den 'Landesschützenbund Oberschlesien, Ortsgruppe Krawarn' ein und hat sich nach Bestätigung des Ortsgruppenführers Paul Plesch (Leutnant der Reserve a.D.) bis 1926 "dienstlich und außerdienstlich sehr gut geführt" (16).

 

Otto Sobina beendete dann im Dezember 1924 seine Lehre als Schmied und arbeitete nun weiter als Geselle bei Meister Jurek, vorwiegend als Hufschmied. Und Meister Jurek bescheinigte Otto Sobina für Führung und Fleiß ein 'sehr gut' (17).

 

Es ist aber Otto Sobina nicht gelungen, nach dem Tod seiner leiblichen Mutter ein warmes Verhältnis zu seiner Stiefmutter aufzubauen. Seine Stiefmutter schien ihm zu sparsam, ja fast geizig,  immer das Ziel vor Augen, das Geld für ein Eigenheim und Äcker zusammenzusparen. Alles mühsam verdiente Geld mußte abgeliefert werden. Und er hätte doch gern einen so schönen  Anzug gehabt wie sein Freund. Und er wäre auch gerne mal zu einer Karnevals-Veranstaltung der Ortsfeuerwehr oder zu einem Dorf-Ball des 'Kriegervereins' gegangen.

 

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