Eltern

Am Sonntag, 20. Mai 1906, heiratete in Krawarn, das damals noch den Beinamen 'Polnisch' trug, der 24-jährige Hausdiener Robert Zobina die 19-jährige Arbeiterin Marie Czekalla ⁽¹⁾. Polnisch Krawarn, später 'Preußisch' Krawarn, war ein kleines Dorf in der Provinz Oberschlesien  ungefähr zwölf Kilometer nordwestlich von Ratibor, etwas mehr als fünfzig Kilometer östlich verlief die Grenze zwischen dem deutschen, dem russischen und dem österreichischen Kaiserreich ^(2,3,4).

Robert Zobina hatte schon früh seine Eltern verloren und wuchs bei Pflegeeltern auf. Bei der Heirat war er im Schloß von Krawarn als Heizer beschäftigt. Die Eltern der Braut, Franz und Magdalena, lebten noch und hatten der Heirat zugestimmt.

Damals war Deutschland ein Kaiserreich, an dessen Spitze seit 1888 Kaiser Wilhelm II stand, der Deutschland einen 'Platz an der Sonne' verschaffen wollte, der durch sein unberechenbares, unbeherrschtes, arrogantes, wechselhaftes, von Gefühlsstimmungen abhängiges Wesen und seinem dadurch geprägten politischen Schlingerkurs, meist begleitet von markigen Reden, das Reich aber immer mehr ins Abseits führte und darüber noch stolz war ("Viel Feind, viel Ehr!"). In der Reichshauptstadt Berlin fuhren schon seit einem Jahr die ersten Kraftomnibusse. Im benachbarten 'Russischen Kaiserreich' kam es infolge des 1905 gegen Japan verlorenen Krieges immer mehr zu Unruhen. ... Und im entfernten amerikanischen San Francisco hatte im April 1906 ein gewaltiges Erdbeben die Stadt fast vollständig in Trümmer gelegt.

Doch all dies interessierte das junge Ehepaar sicher nicht sonderlich; vielleicht waren sie auch garnicht darüber informiert. Da es damals noch kein Radio gab, und nur der Graf Telefon hatte, war es bestimmt schwer, an neue Welt-Nachrichten zu kommen.

Sie bezogen eine kleine Wohnung im Diener-Wohnhaus, das zum Schloß des Grafen Henkel von Donnersmark gehörte ⁽⁵⁾.

Dort wurde ihnen am Sonntag, 15. September 1907, um 11 Uhr, das erste Kind geboren, das den Namen Otto erhielt ⁽⁶⁾.